Einleitung
Wie oft
arbeiten Sie an Gedichten im Deutschunterricht? Muss man diese Arbeit
vermeiden? Muss man eine besondere lyrische Begabung für die Arbeit an
Gedichten haben? Sind die lyrischen Texte wirklich so schwierig, dass der
Lehrer seine Schüler davor beschützen soll?
Auch die
Gedichte bieten uns ein großes Spektrum an Übungen der Fertigkeiten, wie Hören,
Sprechen, Lesen, sogar Schreiben. Alle diesen Fertigkeiten tragen zur
Entwicklung sprachlicher Fähigkeiten bei.
Literatur, bzw.
Gedichte dienen immer als
·
Sprechanlass
·
Mittel zur Lexik - und Grammatikbehandlung
·
Analysefähigkeit
·
Befähigung zum kreativen Schreiben
Durch Lyrik sollen
die Schüler sprachliches Feingefühl entwickeln, auf Details aufmerksam werden,
intensives und ausdrucksvolles Lesen üben.
Gedichte
können als Einstieg in ein neues Thema eingesetzt werden. Der Lehrer soll
darauf achten, eine entsprechende Atmosphäre im Unterricht zu schaffen, um Interesse
der Schüler zu wecken.
Die Arbeit am
Gedicht „Das Kopftuch meiner Großmutter“ von Heinz
Janisch
Dieses Gedicht
kann zu folgenden Themen eingesetzt werden: «Menschliche Beziehungen», «Liebe
zu den Großeltern», «Leben auf dem Lande“,“Tiere“,“Ferien“.
Vor der Arbeit am
Text sollte man die SchülerInnen einige Wörter und Wortverbindungen erarbeiten
lassen. Zum Beispiel:
die Blaumeise
- ein Vogel
der Regenwurm
– ein Wurm, der in der Erde lebt und beim Regen an die Oberfläche kommt
die Ameise
- ein kleines rotbraunes oder schwarzes Insekt, das in gut organisierten
Gemeinschaften lebt (fleißig wie eine Ameise, Ameisen errichten Bauten in Form
von Hügeln
das Korn
- der feste Samen, Vogel picken Körner auf, Hühner mit Körnern füttern
flattern
- etwas bewegt sich im Wind heftig hin und her
winzig
-sehr klein
1.Der
Lehrer bzw. die Lehrerin liest die Zeilen 1-20 vor, die SchülerInnen zeichnen
alle Tiere und Dinge, die genannt werden. Sie bekommen genug Zeit, um darüber
nachzudenken, wie sie eine Kuh, eine Ameise, Regen, «eine Hand voll Regen»,
einen kleinen Sturm ausdrucksvoll darstellen wollen. Die einzigartige Chance,
alles in einem Kopftuch zu vereinen, macht den Lernenden viel Spaß und regt sie
dazu an, das visuell darzustellen.
2.Bei
den Zeilen 21-42 können sie nochmals alles, was davonfliegt, zeichnen oder in
ihren Zeichnungen einfach das wiedergeben, was sie beim Hören/Lesen des ersten
Textteils verstanden haben. Das ist eine spontane Wiederholung des vorher
gehörten Teils des Gedichts.
3.Bei
den Zeilen 43-51 lautet die Aufgabe, mit wenigen Strichen das Gesicht der
Großmutter zu zeichnen.
4.In
Kleingruppen vergleichen die SchülerInnen ihre Ergebnisse. Anschließend können
sie weiter phantasieren, was sie noch im Kopftuch sehen möchten – verschiedene
Dinge, Tiere, aber auch abstrakte Wörter.
Bei der Arbeit
mit diesem Gedicht geht es auch um die aktive, handlungsorientierte Festigung
und Wiederholung des Wortschatzes - beim selbstständigen Zeichnen nehmen die
SchülerInnen die Inhalte der einzelnen Wörter wahr, geben ihnen eine
persönliche Prägung und behalten sie dadurch langfristig im Gedächtnis.
Die Lernenden
sind oft in der Lage, auch das zu zeichnen, was sie sprachlich nicht völlig
beherrschen; der interpretatorische Wert der Zeichnung kann eine Brücke zum
selbstständigen Sprechen darstellen, die Zeichnungen dienen als Grundlage für
freie Äußerungen.
Dann erzählen
die Jugendlichen von ihren Großmüttern, wie oft sie besuchen, welche
Eigenschaften ihnen gefallen und antworten auf die Frage: «Was mögt ihr
besonders an eurer Großmutter?“
Als nächster
Schritt ist freies schreiben möglich. Nachdem sie ihre Großmütter mündlich
beschrieben haben, machen die Lernenden sich Notizen und einen Plan für ihren
Text. Sie können dabei in Dreier – oder Vierergruppen arbeiten. Auf folgende
drei Schwerpunkte sollen sie sich konzentrieren:
·
äußere Charakteristik
·
innere Charakteristik
(Charaktereigenschaften)
·
ich und meine Großmutter
Das Schreiben
selbst kann als Hausaufgabe gegeben werden. In einer folgenden Stunde werden
die Aufsätze in der Klasse vorgelesen und für spätere Gespräche mit den
Zeichnungen im Klassenzimmer aufgehängt.
„Das Kopftuch
meiner Großmutter“ von Heinz Janisch
Meine
Großmutter
hat ein
schwarzes Kopftuch.
Darin hat sie
einmal
den Wind
eingefangen.
Und zwei weiße
Eier und ein
Huhn
und eine
mittelgroße Kuh.
Ah, ja.
Und dann noch
eine Hand voll
Regen
und einen
kleinen Sturm
und einen
Regenwurm,
eine
Blaumeise,
eine
Riesenameise
und
vierundvierzig winzige
Reiskörner.
All das
hat meine
Großmutter
in ihrem
schwarzen Kopftuch
eingefangen.
Aber weil
Sonntag war
und weil die
Kirchenglocken
so schön
geläutet haben,
hat sie das
Kopftuch
im Hof
flattern
lassen, wie eine Fahne.
Und da sind
auf und davon
geflogen
der Wind und
die zwei weißen
Eier
und das Huhn
und die
mittelgroße Kuh.
Ah, ja.
Und dann auch
die Hand voll
Regen
und der kleine
Sturm
und der
Regenwurm,
und die
Blaumeise,
und die
Riesenameise
und alle
vierundvierzig winzigen
Reiskörner.
Seit damals
hat meine
Großmutter
unter ihrem
schwarzen Kopftuch
nur noch ihre
weißen, weißen
Haare
und das schöne
Gesicht
mit den
freundlichen Augen.
(und natürlich
alles sonst,
was zu meiner
Großmutter gehört).
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